KulturKiosk
Neues Gesamtkunstwerk
am U-Bahnhof
Oskar-Helene-Heim
Die Vision der Künstlerinnen Gudrun Krienke und Marina Schulze beinhaltetet den neuen KulturKiosk als besonderen Treffpunkt nicht nur für die Zehlendorfer, sondern für alle Berliner und alle Reisenden, die sich für Kunst und Kultur interessieren, mit und für diese Branche arbeiten, oder einfach mal eine Tasse Kaffee in inspirierender Umgebung genießen wollen.
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PRESSE
Als der Bücher-KulturKiosk 2018 in Zehlendorf-Mitte seine Türen schließen musste, waren nicht nur Stammkunden enttäuscht und taten dies mit einer Unterschriften-Liste zum Erhalt des Kiosks kund. Auch Gudrun Krienke und Christine Wehner vom „Kultur in Zehlendorf e. V.“ wussten nicht, wie es weitergeht und packten ihre Bücherschätze erst einmal weg.
Nun sehen Verein, Bücherkisten und Leserstamm einer neuen, spannenden Ära im Kiosk am U-Bahnhof Oskar-Helene-Heim entgegen, der ein ganz besonderer Kulturtreffpunkt werden soll. Maßgeblich mit ihrer Malerei und Fassadengestaltung dazu beitragen will die Künstlerin Marina Schulze aus Schlachtensee.
Als studierte Malerin, Grafikerin, Dekorateurin, Kunsthistorikerin und Theaterwissenschaftlerin bringt sie ein geübtes Auge mit, das schnell erkannt hat, welch künstlerisches Potential in dem einst als Imbiss genutzten Kiosk steckt.
Sie und die mit ihrem alpha-nova WerkstattTheater ebenfalls kulturerfahrene Künstlerin Gudrun Krienke haben eine Vision, die sie möglichst bald realisieren möchten: Den neuen Bücherkiosk zum bezirksaufwertenden Gesamtkunstwerk zu entwickeln. Noch wirkt der nüchtern und wenig einladend. Das dürfte sich unter der geschickten Hand der beiden kunstaffinen Frauen jedoch bald ändern.
Marina Schulze entstammt einem künstlerischen Elternhaus. Sie malt und zeichnet, seit sie laufen kann. Innerhalb von 30 Jahren entwickelte sie sich zur international anerkannten Künstlerin, die den Menschen mit seiner Geschichte und seinen Eigenarten in den Mittelpunkt ihrer Werke stellt. Fantastische und surreale Collagen spielen darin eine ebenso bedeutende Rolle wie Humor, Licht, Schwerkraft, Schatten und Emotionen.
Ob in Acryl, Aquarell, Tinte, Papier, Fotografie, Wandgestaltung, Computergrafik, Bühnenbild, Mischtechnik, Malerei oder Zeichnung: Mit großer Detailversessenheit, die auf umfangreicher Recherche basiert, entwickelt sie ihre Arbeiten, aus denen dann u. a. Chimären hervorgehen; Organismen, die aus genetisch unterschiedlichen Zellen bzw. Geweben aufgebaut sind und dennoch ein einheitliches Individuum darstellen. Beeindruckend auch ihr eigenes Projekt „Limulus Polyphemus und Triops – Naturdenkmale“ aus dem Jahr 2013, mit dem sie dem Pfeilschwanzkrebs oder auch sogenannten kleinen schielenden Zyklopen ein Kunst-Denkmal setzte, u. a. mit Installation und lebenden Urzeitkrebsen. – Karriere haben diese Tiere als „Blutspender für den Limulus-Test“ in Wissenschaft, Forschung und Medizin gemacht. Durch ihr offenes aderloses Blutsystems ist ihr Blut in der Lage, bei bakterieller Belastung zu gerinnen und die Bakterien abzutöten – ein deutlicher Zeitvorteil gegenüber anderen Lebewesen in der Immunabwehr. Mithilfe des Krebsblutes lässt sich schnell und effektiv nachweisen, ob Impfstoffe oder Medikamente bakteriell verseucht sind. Der blutspendende Pfeilschwanzkrebs nimmt dabei keinen Schaden.
Lehrreich sind Marina Schulzes Werke und philosophisch anmutend. Immer wieder Neues lässt sich in ihnen entdecken, die häufig aus beinahe zufällig gezeichneten Linien hervorgehen und sich dann zum eigentlichen Werk weiterentwickeln. Die Künstlerin beginnt überwiegend nach linearer Grundidee ihre jeweiligen Werke und erklärt dazu: „Das Bild diktiert irgendwann, wie es weitergeht und übernimmt die Führung.“ Als Künstlerin gerät sie dabei nicht selten in den Widerstreit zwischen Kontrollzwang und –verlust. So hat sie ihre eigene Linien-Technik entwickelt, die dem entgegenwirkt und dem Zufall mehr Luft lässt.
Am Kiosk am U-Bahnhof Oskar-Helene-Heim ist Marina Schulze schon oft vorbeigekommen. – Wirklich wahrgenommen hat sie ihn erst, als sie mit Gudrun Krienke davor stand. Mit der Idee im Kopf, den Zehlendorfer KulturKiosk an diesem Ort wieder aufleben zu lassen. Zuerst habe sie das viele Glas und die Präsentation bewundert, verrät die Künstlerin. Vom Vormieter zur Vergrößerung des Innenraumes nachträglich angebaut, fallen die schräg gesetzten Scheiben fast nach außen, darüber die schirmchenartige Dachkonstruktion.
Marina Schulze gibt wieder, wie sie das alles bei diesem ersten Treffen wahrgenommen hat: „Ich wandere von Scheibe zu Scheibe, das Blau vom Dachfirst vor meinem inneren Auge. Fast habe ich einen vollen Kreis beschrieben, da fällt mir auf, dass es am hinteren Gebäudeteil noch viel mehr Raum zu entdecken gibt: Gegen Uhrzeigerrichtung geführt, stehe ich vor einer vierfach gefalteten Wand. Nun will ich wissen, wie es weiter geht. Die nächste Wand ist schmal und schlicht wie eine Zäsur. Und schon bin ich weiter in der Umkreisung und stehe staunend vor einem Drahtverhau, mit dem ich so gar nicht gerechnet habe. Dies ist ein verwunschener Ort: Eine Nische wie ein Tortenstück nach innen geschnitten, mit herrlich nach außen gerundeter Holzdecke und dicken Balken. Zwei dünne rote Stangen, die vom Boden bis zur Decke reichen, erinnern mich sofort an die Haltestangen antiker Karussell-Pferdchen. Obwohl im augenblicklichen Zustand verwahrlost, hässlich und zugewachsen, sehe ich hier in naher Zukunft Tische, Stühle und Menschen, die mit einem Buch in der Hand ihren Kaffee genießen.
Meine Runde ist noch nicht beendet, was kommt noch? Eine Wand mit zwei Türen, sehr funktional und langweilig symmetrisch – das muss sich ändern! Um eine weitere Ecke – und ich stehe wieder am Ausgangspunkt. Die Wand links vom Glaskarussell weist mich direkt zum Kiosk-Eingang.
Wie ich meine Vision gefunden habe? – Zuerst hinein in die Farbe. Tonangebend ist dieses spezielle Blau, das Gegengewichte und Räume braucht. Ich sehe dafür Rot und Gelb, Weiß, Grau und Schwarz. Die vielfältigen Flächen des Gebäudes, die stürzenden Linien, die Auffaltungen und Einstülpungen bringen Bewegung, Rhythmus und Richtung. – All das führt mich zu dem niederländischen Künstler Piet Mondrian, der die Stilrichtung des Neoplastizismus schuf, und der als Maler der Spannung zwischen Fläche und Linie sowie als Maler der Architektur der Musik gilt.
So finde ich meine ganz eigene Übersetzung, die nur für dieses Bauwerk gelten kann und ihm in seiner Kuriosität gerecht wird.“ Durch diese Gestaltungsmöglichkeit, in die auch umgebende Baumstämme, Bänke und Stehtische mit einbezogen werden könnten, soll eine lebendige Korrespondenz zwischen Fassadengestaltung und dem Inhalt des KulturKiosk mit seinen rechteckigen Büchern aller Couleur sichtbar gemacht werden, im Rhythmus der Sprache und in der Spannung zwischen Ideenwelten.
Zwar hatte das Bezirksamt bereits überlegt, die derzeit grafitti-beschmierten Außenwände zur kontrollierten Bemalung freizugeben, doch Marina und Gudrun befürchten, dass mit der zusammenhanglosen Bemalung jedes einzelnen Wandstückes das Gebäude optisch in Einzelteile zerfallen würde – als bloßer Glaskasten mit Streetart Gallery.
Doch um diese Ideen zeitnah umsetzen und dem Bücher-Kiosk als Gesamtkunstwerk näherkommen zu können, bedarf es noch einiger Voraussetzungen, die vom Bezirksamt unterstützt werden sollten, wie Marina Schulze und Gudrun Krienke erklären: So fehlen einige Gehplatten, wodurch Feuchtigkeit in die Räume gelangt. Und nicht nur auf dem Dach muss der Putz des Aufsatzes fachgerecht und nachhaltig repariert und für die Malerei vorbereitet werden. – Genauso die Wände des rückwärtigen Halbrundes, denn bisher wurden nur die drei Wände bearbeitet, die direkt vom U-Bahnhof aus sichtbar sind. Zum Abschluss der Fassadengestaltung müsste ein graffitiabweisender Schutzanstrich aufgebracht werden. Und einen schwarz-weißen Schachbrett-Fliesenboden für die verwunschene Cafénische in der Kiosk-Rückseite fänden beide Künstlerinnen toll. – Auch wüssten sie gerne, wer der Architekt des Kiosk-Gebäudes ist.
Gudrun Krienke erklärt weiter, dass im Vorfeld mit dem Bezirksamt getroffenen Absprachen, dann doch anders umgesetzt wurden: So wurde die im Kiosk noch vorhandene Metall-Spüle gegen ein kleines Handwaschbecken getauscht, obwohl der Kultur-Verein lieber die vorhandenen Spüle behalten hätte. Die sei entsorgt worden. Auch habe man die für den Kundenverkehr unbedingt notwendige Deckenstrahler-Beleuchtung entgegen aller Absprache einfach abgebaut. Dafür werden nun zusätzliche Toiletten eingebaut – obwohl eine Unisex-Toilette ausgereicht hätte, wie der Kultur-Verein betont. Für die Zukunft wünsche man sich – auch um unnötige Kosten zu ersparen – vor den anstehenden Reparaturen eine bessere Kommunikation zwischen Bezirksamt und Verein.
Der Kultur-Verein mit Gudrun Krienke will aus dem Kiosk-Gebäude am U-Bahnhof Oskar-Helene-Heim einen zauberhaften Kultur-Treffpunkt machen. Dazu und für Marina Schulzes künstlerische Arbeit, Arbeitsmaterialien, Farben und investierte Arbeitszeit benötigt er engagierte Sponsoren und erklärt: „Vom Elektriker bis zum Fliesenleger, vom Büchersammler bis zum Theaterfreund, jeder, der die Kulturarbeiter unterstützen und fördern möchte, ist vom Verein herzlich eingeladen, sich zu melden und ein Stück zum Gelingen beizutragen – um anschließend an diesem inspirierenden, neuen Ort seine kostbare Freizeit zu gestalten.“
Interessierte bitte bei Gudrun Krienke melden unter Telefon
030 – 202 56 026 oder 0179 1303164
kulturkiosk@o2online.de
Autorin: Jacqueline Lorenz
Erschienen in der Gazette Zehlendorf Ausgabe Juli 2020
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