Ein Faustprojekt, bestehend aus Szenen des FAUST I und II von J.W. Goethe. Die Interpretation zeigt die Parallelen zur heutigen Zeit und somit ihre Allgemeingültigkeit auf.
Das Bühnenbild wird durch Projektionen auf im Raum hängenden Tüchern und Gazen realisiert. Die Schauspieler agieren hinter, zwischen und vor den Projektionsflächen und treten in Interaktion mit den Bildern und den Figuren in den Filmen.
31. August 2012 | Von go | Kategorie: Aktuell, Kultur
Für gutes Theater braucht man keinen großen Raum, das bewies das alpha-nova-WerkstattTheater am Freitagabend eindrucksvoll. Der Theatersaal ist kaum größer als ein Wohnzimmer, drei Stuhlreihen stehen für Zuschauer bereit, die ebenerdige Bühne ist nur zwei Meter entfernt.
Die Theatergruppe ist zurück aus der Sommerpause mit „Faust“. Kein einfaches Stück, vor allem wenn man beide Teile zeigt – und das in nur gut anderthalb Stunden. Deshalb bedient sich RegisseurinGudrun Kriencke eines kleines Kunstgriffes. Sie beginnt ihr Spiel mit Fausts Rückkehr von der Walpurgisnacht. In kurzen Erinnerungssequenzen wird die Geschichte des nach Wissen strebenden Fausts erzählt, der sich mit dem Teufel einlässt und das unschuldige Gretchen verführt. In der Todeszelle besucht er dann die Kindsmörderin, versucht sie vergebens zur Flucht zu überreden. Gretchen wird gerichtet – und in der Version des Werkstatttheaters nicht „gerettet“.
Sofort beginnt Teil II, der, wie die Aufführung zeigt, noch immer aktuell ist. Verschuldetet Staaten, die ihren Reichtum auf Spekulation gründen – und wieder verlieren, die unbändige Gier nach mehr Land, danach, die Natur zu besiegen, nach Macht und Unsterblichkeit.
Die Schauspieler – Profis und Laien verschiedenen Alters – bewegen sich zwischen hängenden Gazen, auf die Bilder projiziert werden. Dazu erklingt immer wieder Musik, mal Volksmusik, mal Gassenhauer, mal klassische Musik, die das Geschehen auf ihre eigenen Art interpretieren. Auch andere kleine Tricks hat sich Kriencke einfallen lassen, damit die zehn Schauspieler das Stück in Griff kriegen, etwa wenn Helena und Paris per Diaprojektor an die Wand geworfen werden.
Herrlich ist das Spiel von Evelyn Piep als Mephisto, der zwar einerseits böse, aber andererseits an den Wünschen seines Faust auch manchmal ganz schön zu knabbern hat. Rolf Weise als Faust spricht eindrucksvoll und braucht wahrlich keinen Verjüngunstrank. Catherin Wehner läuft in der Kerkerszene zur Hochform auf, wenn sie als geistig verwirrtes Gretchen dem Blutgericht entgegensieht.
Ganz nah kommt man auch als Publikum den Schauspielern, etwa wenn Mephisto mit seinen Geldbündeln einem vor der Nase herumwedelt.
Ein gelungener Abend, auch wenn die Akustik nicht immer stimmte. Das Publikum spendete lauten Applaus.
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Weitere Vorstellungen gibt es im September (2, 7. bis 9.) und Oktober (19. und 20., 26. bis 28.) jeweils um 19 Uhr. Karten gib es unter der Telefonnummer (030) 74696773 ( Anrufbeantworterr) oder per E-mail an werkstatt-theater@o2online.de.
(go)
KRITIKEN twotickets
Eine sehr gelungene Vorstellung. Das Bühnenbild war sehr kreativ gestaltet. Die Darsteller waren sehr gut und authentisch. Mir hat das Stück sehr gut gefallen. Das Theater selbst war so groß wie ein Wohnzimmer aber die Bühne sehr gekonnt inszeniert.
Geschrieben von eren am Mo. 21.09.15 um 11:06 Uhr
Es ist erstaunlich, was in diesem wohnzimmergroßen Raum an qualitativ hochwertigem Theater geboten wird. 2 Stunden ohne Pause vergingen schnell und ohne Langeweile. Der große Altersunterschied zwischen Faust und Gretchen stört nicht wirklich.
Geschrieben von be_baecker am Mo. 28.09.15 um 10:35 Uhr.
FAUST ist ein herausragend inszeniertes Stück aus Goethes Faust-Werken. Wundervolle, leidenschaftliche Schauspieler, tolle Kostüme, magisches Bühnenbild! Ich bin immer wieder begeistert, wie
frisch hier die Klassiker erlebt werden können, eine absolute Perle im bemühten Gewimmel der großen und publikumshaschenden Theater Berlins und Potsdams! Ich bin jedesmal perplex wieviel Bezüge ich
zum akuten Weltgeschehen herstellen kann. Haben Sie schon mal bei Faust an Aktienhandel und TTIP gedacht? An das perfide Jetzt von "Krieg, Piraterie, Handel - alles eins"?
Danke für dieses Engagement! Hier hat Kunst etwas zu sagen! Dieses Theater verdient jede Unterstützung! Gehen Sie hin - Sie halten damit etwas Kostbares am Leben und werden dabei bereichert!
Geschrieben von ElizaAgama am So. 27.09.15 um 03:49 Uhr
Schöne Darstellung, interessante Interpretation, gekonnt zusammengestellt. Abwechslungsreich & außergewöhnliches Bühnenbild. Sehr zu empfehlen!
Rechtzeitig da sein, dann kann man noch in Ruhe was trinken, da es keine Pause gibt. Preise sehr günstig.
P.S. Es ist frisch, also warm anziehen :-)
Geschrieben von Ulrike137 am So. 29.11.15 um 19:00 Uhr
Ich bedanke mich für das große Engagement der Macher der alpha-nova-werkstatt. Der Einsatz des Teams ist beeindruckend und hat uns einen wundervollen Abend geschenkt. Ein Hoch auf die Schauspieler und alle Beteiligten.
Geschrieben von Ute66 am So. 29.11.15 um 10:49 Uhr
Wer sich Goethes Klassiker mal wieder in Erinnerung rufen möchte, kommt hier voll auf seinen Kosten. Faust I + II in gut 2 Stunden (ohne Pause) war sehr kurzweilig und den Akteuren gelang es hervorragend aktuelle politische Bezüge zu finden. Sehr sehenswert!
Geschrieben von SandraBerlin am Mi. 02.12.15 um 09:56 Uhr
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